Karla Kvlt – Thunderhunter
Text: Jensor | Ressort: Musik | 30. März 2025
Herzlich willkommen bei der „Family Of Drone“: Band mit Markus E. Lipka mit Sohn Johannes Wientjes und dessen Ehefrau Teresa Curtens formen inzwischen Karla Kvlt und plätten einen in dieser Inkarnation mit dem Debüt „Thunderhunter“. Wobei der Begriff „plätten“ diesmal wirklich ernst zu nehmen ist.
Der Background – der ist in diesem Falle schon irgendwie wichtig: Markus E. Lipka kennt man von der fantastischen (Metal-)Band Eisenvater, die ich wirklich liebe. Und zum zweiten vom Rossburger Report, den ich zutiefst verehre (nur um mal die Fallhöhe klar zu machen). Auch von den die anderen beiden hat man schon gehört: Unter dem Namen Melting Palms bewegen sie sich eher in Shoegaze-Gefilden – was wiederum ebenfalls eine hörbare Rolle spielt.
Idee, Antrieb und Ansatz war klar: Man möchte gmeinsam Musik machen. Oder besser Musik passieren lassen – auf diesen Punkt hat das Trio inzwischen schon mehrfach hingewiesen. Und aus dieser Idee hat sich schließlich im Jahr 2023 Karla Kvlt geformt. Wobei es die Information gibt, dass dieser Name Karla auch so seine Vorgeschichte hat – unter diesem war Markus E. Lipka auch in elektronischen Sound-Gefilden unterwegs. Mag vielleicht eigene Einbildung sein: Ein wenig lässt sich ein entsprechend befeuerter, unmittelbarer Ansatz auch auf „Thunderhunter“ finden.
Dabei ist diese Platte vor allem eines – ganz schön hart. Wobei sie im direkten Gegensatz zu vielen modernen Härte-Entwürfen, die sich gern mal auf das Terrain des Inszenierten, des Kanonischen zurückziehen: Karla Kvlt setzen auf ganz andere Dinge – auf eine absolute Direktheit, zum Beispiel. AufUnmittelbarkeit und Unverstelltheit. Auf das Belassene, das Rohe, das Unbehauene. Diese Musik scheint auf der einen Seite wirklich zu passieren im Moment des Aufnehmens und entwickelt auf der anderen Seite genau daraus eine irrsinnige Wucht.Dazu kommt das Gitarrenspiel zwischen klassischen (Doom)-Entwürfen und der Freiheit der gern auch mal fiependen Töne.
Dagegen steht ein schon bemerkenswerter Gegenpol: Karla Kvlt hat – bei aller Lust an Intensität und Wucht – auch keinerlei Berührungsängste mit Zugänglichkeit, auch mit Schönheit. Womit sich das schon auch ein Stück weit unterscheidet von anderen klassischen Drone-Noise-Wummer-Entwürfen, die sich pausenlos im Zermürben üben. Nein, hier steckt der Gegensatz zwingend drin im System – mit dem sphärischen Gesang von Teresa Curtens. Yo, Shoegaze, ich hab’s gesagt.
Heraus kommt ein sehr eigenständiger (Härte-)Entwurf, der sicherlich auch aufgrund seiner monolithischen Art (inklusive der Idee der ganz schön gnadenlosen Wiederholung) erst einmal erhört werden möchte. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes. Aber eigentlich sollte man „Thunderhunter“ allen, die Interesse an harter Musik im Sinne von Intensität, Druck, Wucht, aber auch Vielschichtigkeit (und weniger Inszenierung) haben, unbedingt ans Herz zu legen.
(Exile On Mainstream)