Vollkrachen lassen am See – Stoned From The Underground wird 25
Text: Jensor | Ressort: Allgemein, Musik, Veranstaltungen | 7. Juli 2025Geht los. Und zwar schon ganz schön bald. Genauer gesagt am Donnerstag, 10. Juli, und es gibt echt eine ganze Menge Gründe für Menschen, die gern auf gewürgte Gitarrenhälse schauen, warum man sich dann am Alperstedter See gleich neben Erfurt einfinden sollte. Die Tatsache, dass der (aus Leipziger Sicht) überschaubare Anreiseweg lediglich eine schicke Volte der Bequemlichkeit ist, unterstreicht die Attraktivität der 25. Auflage vom Stoned From The Underground nachhaltig – zumindest aus meiner persönlichen Sicht.
Ein wichtiger Grund (und zugleich massiver Motivationsschub): Pothead sehen. Endlich mal. Im Rückblick weiß ich ehrlich gesagt überhaupt nicht, wie ich dies über Jahrzehnte hinweg geschafft habe, diese Band NICHT live zu sehen. Bühnenfaul sind die ja nun wahrlich nicht. Aber es kam halt stets was dazwischen, da ne Party, dort ne Verpflichtung und immer wieder dieser Urlaub. Aaaahh. Zudem wurde aus dieser oft geschmiedeten Idee, sich mal bei dem alljährlichen Potstock blicken zu lassen, nie viel mehr als eine nebulöse, gern biergetränkte Vision ohne sichtbare Verknüpfung zur Realität. Aber jetzt – hehe – die Chance zum Haken-Dran-Machen. Am Donnerstag, 10. Juli, sind die am Start am Alperstedter See und ich auch. Mann, was bin ich gespannt …
Zweiter wichtiger Grund: Das Kribbeln bei der Anreise. Ok, ob es die Polizeikontrollen noch gibt (Stoned und so, you know …), weiß ich nicht mehr – eine Verkettung diverser Umstände, die zuvorderst mit dem – ähem – bürgerlichen Leben zu tun haben, machte es mir in den vergangenen Jahren unmöglich, dem mittäglichen Antreten zur Abreise unseres Fähnleins beizuwohnen. Was dann wiederum bedeutete, dass man sich der Bahn anvertrauen musste – mit allen Risiken und Nebenwirkungen. Da kommt schon was zusammen: Von Gar-Nicht-Erst-Fahrenden-Regionalbahnen (was mir eine schmucke Über-Land-Busfahrt bescherte, die direkt an der Haltestelle am Festivalgelände endete) über Leider-Kaputte-Regionalbahnen bis hin zu einem bemerkenswerten Wortwechsel „Ja, der ICE kurz nach 16 Uhr nach Erfurt fährt nicht. Aber nehmen Sie doch den ICE, der schon vor einer Stunde fahren sollte – der steht noch gleich da drüben …“ Nun denn – am wohligsten ist aber die Erinnerung an jene kleine Wanderung vom Bahnhof Stotternheim an den Alperstedter See, munter entlang der – na klar! – Alperstedter Landstraße. Aus der Ferne lärmen schon Kombynat Robotron zu Begrüßung (da gibt’s mit „Aank“ auch bald ne Platte, zur Info), die Sonne scheint und das Herz weitet sich zu dem berühmten Helge-Schneider’schen saftigen Steak. Ehrlich – was waren das für schöne Momente. Geschmückt von feinster Vorfreude. Und der Gewissheit, nie und auf gar keinen Fall enttäuscht zu werden …
Ein Grund, aber auch eine Gefahr: Jupp, Vorfreude ist etwas Wunderbares und eine gewaltige Triebkraft. Eine, die einen kopfüber eintauchen lässt ins Musikalische, ins Socializing und was da sonst noch so alles dranhängt. Das Problem: Da kann man auch schon mal versacken im Treibsand zwischen Mexikaner, Kettenfett und Gerstensaft. Die Sonne brennt, der Durst ist groß, das Angebot reichhaltig und die Euphorie schiebt mächtig von hinten. Andererseits: Aus dem Tritt ist jede und jeder ja schon mal gekommen und außerdem sind die Zeiten auf diesem Festival doch hochgradig freundlich. Instrumente werden gegen 1 Uhr aus den Händen gelegt. Und wer dann wirklich noch Bock hat, springt zur Musik durchs Festivalzelt. Da ist es dann allerspätestens eh egal, wie man es mit dem Mexikaner, dem Kettenfett oder dem Gerstensaft gehalten hat …
Der Grund für’s Auge: Hatte ich eigentlich schon mal über die Infrastruktur gesprochen? Ja? Zirka hundertmal, sagt ihr? Kein Grund, es nicht zum hundertersten Mal erneut zu tun. Paradies ist ja immer so ein hochfliegender Begriff, aber die Gegend da am Alperstedter See … die ist schon nicht schlecht. Echt nicht schlecht. Hat schon seinen Grund, warum es da auch einen Zeltplatz gibt. Naherholung und so. Man kann einen Berg erklimmen, beispielsweise. Oder einfach am Strand rumliegen. Inklusive Wasserhopsen (die entsprechenden Textilien nicht vergessen, durchwachsenes Wetter hin oder her). Obendrein wird dieser schmucke Strand inzwischen auch absorbiert vom Festival-Programm: Gleich fünf Bands geben sich da ein musikalisches Stelldichein …
Der musikalische Grund: Ja, ich sprach es schon – es geht um das Würgen von Gitarrenhälsen, wobei auch elektronisches Klanggerät gern genommen wird (vom allgegenwärtigen Schlagzeug mal abgesehen). Ne gewisse Affinität zum Nonkonformen hilft durchaus, aber wir sind ja hier auch bei der PNG-Klicke. Die Sache mit Pothead hatte ich schon, die Vorfreude auf Stift und/oder King Buffalo stützt sich hingegen auf bereits gemachte Live-Erfahrungen der absolut gehobenen Art. Der größte Spaß wartet aber wie immer im Kleingedruckten: Das ist kein Witz, wenn einem Fred als Head Of Festival erzählt, dass er (in diesem speziellen Desertfest-Fall) eh am liebsten schon am Nachmittag aufschlägt. Wenn die am Start sind, die nicht jeder kennt. Selbst in so einem Kontext nicht, wohlgemerkt. Ein Getriebener, der für sein Leben gern Getriebenen lauscht. Was dann wiederum einen spannenden Experimentierkolben ergibt, der gern mal famose Momente ausspuckt. Menno, Slomosa vor ein paar Jahren im Zelt, zum Geburtstag von Bassistin Marie Moe, weeste noch. Mal gucken, was es in diesem Jahr wird …
Wie gesagt – geht los. Am Donnerstag, 10. Juli, um halb vier mit Forke und zwar am Strand. Dann geht es munter weiter bis Sonntagmorgen um 1 Uhr, dann machen Suck im Zelt den Deckel drauf. 30 weitere Bands haste gesehen, wenn Du Dich aufgerafft hast. Und was zur Hölle kann es schon Besseres geben als sich an einem See gepflegt Vollkrachen zu lassen. Surrounded by nice people – hatte ich erwähnt, dass man sich selbstredend seit Jahren, ach was, Jahrzehnten kennt? Und trotzdem kein Problem mit neuen Gesichtern hat?
Stoned From The Underground vom 10. bis 13. Juli in Erfurt-Stotternheim am Alperstedter See; Tickets gibt es noch unter www.sftu.de oder anner Kasse. Mitmachen werden Pothead, Stift, Monolord, Ahab, King Buffalo, Coogans Bluff, Samavayo, das Brant Björk Trio und viele mehr – c. u.
Monolord
Slift
Brant Björk
King Buffalo
My Sleeping Karma
The Crazy World Of Arthur Brown
Valley Of The Sun
Coogans Bluff
Samavayo
Bikini Beach
Goat Explosion
Valley Of The Sluts
Might
Treedeon
Forke
Text: Jensor
alle Fotos: K. Nauber
mehr Bilder der vergangenen Jahre: www.Flickr.com




















